Text von Michael Furmanek, aus HörZu Heft 50, 10.12.1999.
Fotos: Wr. Taylor/Ardea + Ferrero-Labat/Auscape/Save-Bild
Weder sein bekannt frecher Schnabel noch sein lästerhaftes
Gelächter werden ihm angekreidet - der Kookabburra ist der beliebteste Vogel Australiens.
Er hat Nerven wie Drahtseile, klaut wie ein Rabe und scheint sich über alles Mögliche
zu amüsieren - der Kookaburra (sprich: Kuka-bara), der Welt grösster Eisvogel mit
Wohnsitz Australien. Schon so mancher Tourist auf dem fünften Kontinent hat sich über
das schallende Gelächter gewundert, das ihn frühmorgens aus dem Schlaf jagt. Aber wer
eine Horde Betrunkener als Urheber vermutet, hat sich gründlich verschätzt: auf einem
Ast vor dem Fenster sitzt bloss ein stattlicher Vogel und reisst den Schnabel auf.
Bei den Einheimischen ist er natürlich bekannt wie ein bunter Hund und trägt einen
treffenden Spitznamen: Lachender Hans.
Eine Legende der Aborigines, der Ureinwohner Australiens, erklärt auch, warum der
Kookaburra in aller Herrgottsfrühe Rabatz macht: der Vogel sei dazu bestimmt, Laut zu geben,
auf dass die Menschen erwachten, um das grossartige Naturschauspiel eines Sonnenaufgangs
nicht zu versäumen. Und diese Aufgabe nehme er sehr ernst.
Sein lästerhaft klingendes "huhu-haha" plärrt schon vor dem ersten Sonnenstrahl
durch die Stille. Aber das ist längst nicht alles. Besonders junge, eben flügge gewordene
Kookas nehmen es mit dem Weckdienst extrem genau und legen noch eins drauf.
Nach dem Gelächter heben sie ab und fliegen mit voller Wucht gegen die Fensterscheiben
der Häuser. Das scheint kein Zufall zu sein, wie er bei unerfahrenen Jungvögeln immer
wieder vorkommt, sondern Absicht. Es gibt nämlich glaubwürdige Berichte aus allen
Teilen Australiens, wonach ein und derselbe tollkühne Nachwuchsflieger täglich
mehrmals - und das über viele Wochen - gegen die Scheiben knallt.
Eine Erklärung für derart halsbrecherisches Verhalten haben Vogelkundler bis heute nicht.
Aber weil eher die Scheibe splittert als das Genick des Bruchpiloten, beweist es,
dass junge Kookaburras hart im Nehmen und zäh sind.
Der Kookaburra:
Verbreitung:
Der grösste Vertreter der Baum-Eisvögel, genannt Jägerliest oder Lachender Hans,
lebt hauptsächlich im östlichen und südlichen Teil Australiens, kommt aber auch in
Tasmanien und Neuguinea vor. Häufig trifft man den Kookaburra im offenen Waldgelände
sowie in Gärten und Parks der Städte an.
Lebensweise:
Die Vögel werden rund 25 Jahre alt und bleiben ihrem Partner ein Leben lang treu.
Sie ziehen meist in kleineren Trupps umher, die ihr Territorium das ganze Jahr
über verteidigen. Ihr lautes "Gelächter" ertönt morgens und abends derart regelmässig,
dass in Australien von der "Buschmanns-Uhr" gesprochen wird.
Den Namen Kookaburra bekam er von australischen Ureinwohnern.
Körpergrösse:
Von der Schnabel- bis zur Schwanzspitze misst ein bis zu 500 g schwerer
Kookaburra 40 bis 50 cm, der Schnabel allein 8 bis 10 cm. |
Gierig sind sie obendrein, betteln jeden an, der ihnen über
den Weg läuft. Wobei "Hänschen klein" Happen, die ihm Menschen zuwerfen, sofort
wieder ausspuckt. Ein Altvogel, der immer in der Nähe ist, eilt dann herbei und stopft den
Leckerbissen dem Nachwuchs in den Schnabel - wie es wochenlang zuvor auch im Nest üblich war.
Laut Familienplanung ist in den Monaten September bis Dezember, im australischen
Frühling, Hochzeit. Zwei bis vier weisse Eier haben Platz im Nest.
Das kann ein hohler Baumstumpf sein, ein Termitenbau, eine Astgabel - jede Unterkunft
ist recht.
Wenn die Küken nach knapp vier Wochen schlüpfen, müssen die Alten reichlich Futter
heranschaffen: Ratten, Mäuse, Fische, Krebse, Skorpione. Seine besondere Vorliebe für
Giftschlangen hat dem Kookaburra zusätzliche Sympathien bei den Australiern eingebracht.
Um mit den gefährlichen Nattern fertig zu werden, hat er eine Spezialtechnik entwickelt.
Er packt das Reptil mit seinem kräftigen Schnabel, steigt auf und lässt es, wenn nötig,
mehrmals aus grosser Höhe zu Boden fallen. Danach geht's mit der Meterware zum Nest, wo
die Beute zerkleinert und in die aufgesperrten Schnäbel der hungrigen Jungen gesteckt wird.
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Kaum flügge, nimmt der junge Kookaburra
seine typische Haltung ein: Kopf zur Seite, peilt er die nächste Beute an. Der erste
Ausflug ist fällig und die Kleinen führen sich als Strauchdiebe ein. |
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